Konzert in der Presse

Kloster Maulbronn Orgel - Matinée
Orgelmatinee mit der
Organistin Sun Kim in der Klosterkirche von Maulbronn
Das abwechslungsreiche Konzert der in Seoul
geborenen Musikerin erstreckte sich über drei Jahrhunderte
anspruchsvoller Musikgeschichte.
Sun Kim spielt die Grenzing-Orgel in der
Klosterkirche von Maulbronn.
13. Aug. 2023 |
18:30 Uhr
Die erste der vier Orgelmatineen im August in der
Maulbronn Klosterkirche mit Bezirkskantor Thorsten Hülsemann an der
Grenzing-Orgel war sehr gut besucht. Doch auch der Gast aus
Neuenbürg, Bezirkskantorin Sun Kim, konnte sich ebenfalls über
großen Zuspruch freuen.
Kim ist gebürtig aus Seoul, hat dort Klavier und
Pädagogik studiert und lernte erst während einer Deutschlandreise
Bach, seine Orgelwerke und den Beruf einer Kirchenmusikerin kennen.
Sie studierte an den Hochschulen für Musik in Mainz und Heidelberg
Kirchenmusik und bestand die Master-A-Prüfung. Seit 2021 ist sie
Bezirkskantorin in der Stadt an der Enz, leitet auch den dortigen
Kirchenchor, wird zu Gastspielen in anderen Kirchen eingeladen, so
kürzlich in den Dom zu Fulda und nun in die Klosterkirche.
Die Besucher erwartete ein höchst
abwechslungsreiches Programm mit Werken über drei Jahrhunderte
Musikgeschichte, vom Ende der Renaissance über den barocken Beginn
hin zur Romantik. Von dem Niederländer Jan Pieterszoon Sweelink
(1561-1621) stimmte Kim die Variationen über das damals sehr
bekannte Lied „Unter den Linden grüne“ an. Eine kleine
Liebesgeschichte zwischen jungen Menschen, dabei ein wenig auf
Walter von der Vogelweide zurückgegriffen und sehr sinnlich von der
Solistin interpretiert mit volksliedhaften Melodienbögen.
Fast ein Zeitgenosse war Johann Sebastian Bach
(1685-1750), nun in der hohen Zeit des Barock wirkend. Von ihm
erklang aus der Triosonate Nr. 4 e-Moll BWV 528 eine innige
Wiedergabe des Andante. Dieser Satz mit ausgedehnter Länge dürfte
der bedeutendste sein und verleiht dem Werk nachhaltige Wirkung.
Mit César Francks (1822-1890) Pastorale E-Dur opus
19 hatte die Matinee begonnen – ein sehr frischer Auftakt, denn der
Komponist scheint in diesem Werk nicht nur an Musik für
Gottesdienste gedacht haben. Er vermischt unterschiedliche Genres
und Stile, scheut sich nicht, geistliche und weltliche Klänge
harmonisch zu einer Einheit zusammenzufügen.
Die Grenzing-Orgel, sonst eine mitunter sehr
kräftige Männerhand gewöhnt, erreichte dennoch auch mit zarter Hand
der Organistin ihre volle Klangschönheit und füllte mit sanft
schwingendem Piano über sich aufbauenden Klangbögen hin zu
voluminösem Forte oder dem Fortissimo den Kirchenraum.
Robert Schumann (1810-1856) war der zweite
Romantiker, dem mit seinem Opus 58 eine neue Kompositionstechnik
eingefallen war. Ihm stand unerwartet ein Flügel zur Verfügung, der
ein angehängtes Bassregister aufwies, das mit einem Pedal bedient
werden musste. Um seinen neuen Kompositionsstil gab es zunächst ein
wenig Geheinmiskrämerei, wird berichtet.
Doch seine vier Skizzen für Pedalflügel, die Kim wie
vorgegeben, nicht schnell und sehr markiert, dann lebhaft und zum
Schluss beim Allegretto in insgesamt vier verschiedenen Tonlagen mit
Verve zum Klingen brachte, waren eine Freude für die Zuhörer. Immer
wieder bot das Programm unerwartete Überraschungen in großartigen
Klangfärbungen, mit Bravour dargeboten.
„Es war ein
berührendes, sehr weibliches Programm“, meinte das Ehepaar Bastian
aus Mühlacker. „Uns hat die Sweelinck-Interpretation am besten
gefallen.“ „Ich möchte meinen Zuhörern etwas mitgeben, ihnen Freude
an der Kirchenmusik schenken. Für mich war es eine große Ehre, hier
in dieser besonderen Kirche musizieren zu dürfen“, sagte Sun Kim
nach dem Konzert im Gespräch mit dieser Redaktion.
von Eva Filitz/ Stefan Friedrich