Konzert in der Presse
Tanz auf der Orgel
Silvesterkonzert in der Neuenbürger Stadtkirche begeistert mit
Orgelklängen
Gesichter voller Freude in einer fast bis auf den
letzten Platz besetzten Neuenbürger Stadtkirche, begeistertes
Klatschen, das den Orgelklängen ihren Tribut zollt – so kann der
Start ins neue Jahr 2025 beginnen. Pünktlich um 22 Uhr am
Silvesterabend weihten Sun Kim und Christian David Karl vom Duo
KlangRaum beim Silvesterkonzert unter dem Motto „Tanz auf der Orgel“
die Mühleisen-Lenter-Orgel ein. Nachdem die Innensanierung der
Kirche im Frühjahr nach zwei Jahren abgeschlossen worden war, konnte
man auch die Sanierung des Hauptinstruments der Bezirkskantorin Ende
Oktober abschließen.
Ein breites Portfolio, das zeigt, was die renovierte
und sanierte Kirchenorgel zu bieten hat, präsentierte das Duo.
Christian David Karl moderierte die einzelnen Musikstücke, die von
Tschaikowski, Strauss und Co. handelten. Das Susanne van Soldt
Manuscript aus dem Jahr 1599 ist eine Anthologie für
Tasteninstrumente aus dem Jahr 1599, bestehend aus 33 Stücken, die
von oder für ein in London lebendes junges flämisches oder
holländisches Mädchen kopiert wurden. Wie Karl verriet, umfasse das
Werk frühe Tänze, die passend zur Zeit mit dem Tamburin gespielt
wurden. Hans Leo Hassler (1564–1612) drücke mit seinem Werk „Canzon
duodecimi toni a 8 (‚Sacri concentus‘ Nürnberg, 1601)“
Instrumentalmusik für verschiedene Chöre aus. Von da aus ging es zu
einem der Höhepunkte des fast anderthalbstündigen Konzerts, dem
„Walzer zu vier Füßen“ von Johann Strauß Sohn (1825–1899),
bearbeitet von Johannes M. Michel (1962). Eindrücklich konnte auch
das Publikum im unteren Kirchenraum über den Bildschirm
nachverfolgen, wie, ganz berühmt für Wien, die Walzer im
Zusammenspiel von Sun Kim und Christian David Karl ihren vollendeten
Klang entfalten konnten. Es folgte die Improvisation des Duos.
„Damit möchten wir mal andere Klangfarben der Orgel zeigen und was
man sonst noch bieten kann, außer den Klängen des Walzers.“ Pjotr
Iljitsch Tschaikowskis (1840–1893) „Nussknacker-Suite, op. 71 a“,
werde typisch zur Winter- und Weihnachtszeit gespielt, verriet
Bezirkskantorin Sun Kim. Hier kann man unterschiedliche Instrumente,
zum Beispiel Querflöte und Klarinette, an der Orgel erklingen
lassen. 30 Minuten lang durfte das Publikum den Klängen lauschen,
die eigentlich für ein Ballett gedacht seien und sechs Tänze
umfassen, wie Christian David Karl sagte. „Diese Tänze sind sehr
typisch für die Zeit und beinhalten auch den ‚Blumenwalzer‘, der
Ihnen bekannt sein dürfte.“
Als Zugabe durfte man die umgearbeitete Version für
die Orgel des Radetzky-Marschs von Johann Strauß, im Original aus
dem Jahr 1848, hören. Auch die „Tritsch-Tratsch-Polka, op. 214“ von
Johann Strauß Sohn konnte, umgeschrieben von Klavier auf Orgel,
durch die zusätzlichen Stimmen ihren vollen Klang entfalten. Die
Töne der Orgel ergeben sich über die unterschiedlichen Charaktere.
Neu hinzugekommen ist der Violonbass 16‘. Dieser ist
markant streichend, tragend und lyrisch. Auch der Violon 8‘, die
Gamba 8‘ , Salicional 8‘ oder Schwebung 8‘ sind neu. Beide lassen
die Orgel differenzierter und in ihren Feinheiten mehr
hervorstechen.
Jennifer Warzecha, Pforzheimer Zeitung 2025