Konzert in der Presse

Sommerserenade
Ein Fest für die Ohren im Neuenbürger Schloss
Eine abendliche Sommer-Serenade: Das Duo KlangRaum inszenierte ein facettenreiches Konzert im bestens besuchten Fürstensaal des Schlosses Neuenbürg – das spannende Zusammenspiel von Klavichord, Orgel und Konzertflügel wurde mit viel Beifall und Bravo-Rufen belohnt.
Natürlich durfte Mozarts berühmte Suite „Eine kleine Nachtmusik“ nicht fehlen. Vierhändig von Sun Kim und Christian David Karl am Piano einstudiert, perfekt und mit Hingabe dargeboten, zählte sie zu den von Applaus gekrönten Glanzlichtern des Abends. Überschäumend nahm das Publikum im zweiten Set auch die Adaption von Maurice Ravels „Bolero“ für Orgel und Klavier auf, wobei Sun Kims Tastenspiel den kontinuierlichen Ostinato-Rhythmus wiedergab und Christian David Karl an der Orgel „Ravels restlichem Orchester“ Klang und Dynamik verlieh. Am Konzept der Sommer-Serenade habe man gut ein halbes Jahr getüftelt, verrät Christian David Karl. „Intensiv geprobt wurde etwa ein Monat“.
Der Aufwand hat sich gelohnt – und das gilt auch und insbesondere für den ersten Konzertteil, den eher selten zu hörende Renaissance-Kompositionen prägten. Den Auftakt machte die Suite „Danserye“ (1551) aus der Sammlung des niederländischen Buchdruckers und vermutlich ersten Musikverlegers Tielman Susato, die nach dessen damaliger, von Christian David Karl zitierten Anpreisung „bequem zu spielen“ sei, „auf allen Instrumenten“. Eine Aussage, die Kim und Karl im Handumdrehen mit prallem Leben füllten – an den Tasten von Klavichord, Orgel und Konzertflügel – und sogar mit ein paar Takten an der afrikanischen Djembé-Bechertrommel. Selbst Soundfeinschmecker kamen bei reich verzierten Melodien, die jeder Spieluhr bestens zu Gesicht gestanden hätten, voll auf ihre Kosten.
Das Duo variierte beständig das Klangbild von Orgel und Klavichord; man musste die Augen gar nicht schließen, um Passagen in der leisen Färbung von Spinett oder Mandoline (bei Sweelincks „Unter der linden grüne“) wahrzunehmen. Schon die Auftakt-Serenade erhielt kräftigen Applaus. Nach der Improvisation „Romanesca“ folgte das vom spanischen Padre Antonio Soler (1729-1799) für zwei Orgeln komponierte Konzert in G-Dur. Wer sich im Neuenbürger Publikum an die Wucht der großen, betagten Jahrmarktsorgeln vergangener Zeiten noch zu erinnern vermochte, dürfte bei diesen Klängen ziemlich sicher ein akustisches Déjà-vu wohlig genossen haben.
Pforzheimer Zeitung / Robin Daniel Frommer